Nächster Spieltag – nächster Kabinen-TALK mit Trainer Marcel Baumann vor dem Freitagstraining, bzw. vor dem Spiel gegen den TSV Rosenberg.
„Moin Marcel,
es gibt Dinge, die sich momentan irgendwie wiederholen. Wenn ich, wie letzte Woche sagte, man hätte gegen Billigheim nicht unbedingt unentschieden spielen müssen, so hätte man am Sonntag in Nassig auch nicht unbedingt verlieren müssen. Dies sind die m.E. eventuell bitteren Punkte, die dabei auf der Strecke bleiben. Letzte Woche zwei Punkte gegen Billigheim „verspielt“, und jetzt am Sonntag auch einen Punkt verloren, wo ein mögliches Remis so nahe war – sind dann schon drei Punkte nach fünf Spieltagen, die am 30. Spieltag eventuell wichtig sein können.
Du wirst sicherlich sagen, dass das bei jedem Spiel so ist, da man nie weiß wie es ausgeht. Mal gewinnt man, man spielt man nur ein Unentschieden und „verliert“ eventuell 2 Punkte, oder man verliert und steht gänzlich ohne Punkte da.
Ich gebe Dir vollkommen Recht, aber unterschwellig hat man, vor allem wenn es dem Saisonende zu geht – gut, so weit sind wir noch lange nicht – dann evtl. doch diese Spiele wieder in Erinnerung, wo man den einen, oder gar zwei Punkte liegen ließ und dann eben doch nachtrauert. Hab ich schon mal angesprochen, nimm es mir bitte nicht übel.
Doch der Reihe nach. Ein genialer Einstieg beim Spiel in Nassig, mit dem man nicht unbedingt gerechnet hatte, dass man nach nur 20 Minuten bereits verdient mit 0:2 führte. Kurz vor der Halbzeit der überraschende und aus diesem Winkel fast nicht mögliche Anschlusstreffer zum 1:2 hatte da schon vielleicht seine volle Wirkung erzielt. Mitte der zweiten Halbzeit der Ausgleich und dann erneut in der Schlussphase, bzw. in der 90. Spielminute gar der 3:2 ‘Knock-Out‘.
Wir sind super ins Spiel gekommen und haben die Punkte umgesetzt, die wir uns vorgenommen hatten (aber leider nur über 30 Minuten). Nassig verstand es aber auch auf unsere Spielweise zu reagieren und weiter geduldig zu spielen, ohne zu zwingenden Torchancen zu kommen. Dass dann so ein Ei zum Anschlusstreffer führt, passt in die aktuelle Situation. Mit etwas mehr „Spielglück“ auf unserer Seite geht der Ball ins Niemandsland. Im Strafraum standen wir gut geordnet und hätten den Ball relativ einfach verteidigen können. Gerade in der ersten Halbzeit haben wir es wieder hinbekommen, dem Gegner zwar mehr Ballbesitzphasen zu geben, ohne jedoch große Chancen zuzulassen.
Immerschlaue Frage an dich, wäre das nicht zu verhindern gewesen, hätte da nicht die Abwehr kompakter, sicherer stehen/agieren sollen/müssen, oder wo sonst lag Deines Erachtens der/die maßgebliche(n) Fehler ? Sorry, ist viel Konjunktiv, wäre/hätte, dann auch noch sollen/müssen, ich wusste es nicht besser zu formulieren.
Das kompakte Verteidigen ging uns sicherlich in der zweiten Hälfte etwas verloren. Die beiden Gegentreffer resultierten aber auch an diesem Tag nicht durch einen schönen Angriff der gegnerischen Mannschaft, sondern durch zwei vermeidbare und strittige Standardsituationen. Die Ecke zum 2:2 müssen wir einfach zielstrebiger verteidigen. Einen Kopfball aus 11 m, ohne Wucht und aus 1,50 m Höhe ist einfach ärgerlich und definitiv vermeidbar. Das 3:2 in der 90. Minute durch einen harmlosen Freistoß aus dem Mittelkreis dürfen wir so nicht kassieren. Hier stehen wir mit der Verteidigungskette einfach schon zu tief in unserer Hälfte und geben so Andi eine schwere Aufgabe. Er muss durch Freund und Feind, durch das Getümmel zum Ball. Natürlich trifft auch hier die alte Fußballerweisheit wieder zu, „Kommt er raus, muss er dann Ball haben“ (letzte Woche hatte er zumindest noch den Gegner 😉 ). Sicherlich Fehler, aus denen wir viel, aber auch schnell lernen sollten!
Ich hatte natürlich gemerkt, dass der Mannschaft etwas Entlastung gut getan hätte, diese haben wir auch durch die Einwechslungen mit Chris, Nils und Eli hinbekommen. Auch ich wollte (und musste) noch durch meine Erfahrung die letzten Minuten auf das Feld (auch wenn es eventuell etwas zu früh für den Oberschenkel war), um der Mannschaft zu helfen und stand schon zur Einwechslung bereit und dann das 3:2, ehe wir reagieren konnten.
Bei der abendlichen Aufarbeitung meiner über 300 Fotos zum Spiel gegen Nassig fiel mir zum einen auf, dass ich ziemlich oft Torhüter Linzer im Visier hatte, das für mich ein Indiz dahingehend ist, dass die Gastgeber wirklich stark waren und uns auch ständig unter Druck setzten.
Aber, ich hatte auch zahlreiche Szenen und Torchancen unsererseits vor der Linse, die allerdings, ausser den beiden Toren, zu keinen weiteren Treffern führten. Chancentechnisch sah das m.E. gar nicht so schlecht für uns aus. Da waren Möglichkeiten für Kenneth, Jan und CJ, die eigentlich auch ihren Weg ins Netz hätten finden könnnen, oder müssen.
Und da bin ich wieder bei dem einfachen Resümé, dass am Sonntag m.E. ein Punkt drin war und hätte gerettet werden müssen, bzw. wie siehst Du das ?
Auch bei diesem Spiel hatten wir sicherlich wieder gute Möglichkeiten, das ein oder andere Tor mehr zu erzielen. Wir tauchen in der Druckphase von Nassig (46. – 70. Minute) zweimal allein vor dem gegnerischen Torwart auf, da müssen wir uns einfach belohnen und „ekelhafter“ werden.
Relativ einfach runtergebrochen, haben wir in den letzten 180 Spielminuten in 5 Minuten drei verdiente Punkte verschenkt.
Nachdem Nils in der letzten Woche mit Leistenproblemen zur Halbzeit verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, ereilte in dieses Mal bereits in der 11. Spielminute eine Knieverletzung, wo noch offen ist, wie schwerwiegend diese ist und wie lange er vermutlich ausfallen wird.
Kenneth war in jedem Spiel und nach jeder Einwechselung eine deutliche Wertsteigerung unseres Spiels. Doch nun, nach seiner definitiv überflüssigen und nicht zu rechtfertigenden Unbeherrschtheit, der damit verbundenen roten Karte (zum Glück nur mit zwei Spielen Sperre belegt) wird das unseren Personalkader weiter bis an die Grenzen strapazieren.
Wie schätzt du diese Situation ein ?
Aktuell müssen wir noch das Ergebnis des MRT´s bei Nils abwarten, erst dann können wir mehr sagen. Er ist ein extrem wichtiger Spieler und vor allem Charakter in unserer Mannschaft, den wir so nicht kompensieren können.
Kenneth weiß selbst, dass er überreagiert hat. Mit seinen individuellen Qualitäten fehlt er uns enorm und macht uns etwas berechenbarer.
Aber auch hier soll es weiterhin keine Ausreden geben. Wir trauen jedem der 20 Spieler zu, die Landesliga zu spielen und der Mannschaft mit seinen Stärken zu helfen! Sowohl Michi, wie auch Niclas sind aus dem Urlaub zurück und stoßen zum Kader hinzu. Auch ich persönlich konnte diese Woche wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen.
Jetzt spielen wir am kommenden Sonntag gegen den Tabellenletzten aus Rosenberg. Eine möglicherweise gefährliche „Kopfsache“, einen eben solch angeschlagenen Gegner fahrlässig eventuell zu unterschätzen.
Dabei bin ich mir sicher, dass Du Rosenberg, wo Du auch schon mal aktiv warst und somit auch deren Denkweisen in gewissem und besonderem Maße kennst, definitiv nicht unterschätzen wirst. Aber auch deine Jungs werden das Spiel ganz gewiss nicht auf die leichte Schulter nehmen, wenn ich zurückdenke, wie lange sie am letzten Sonntag, jeder für sich, nach dem Spiel mit gesenkten Köpfen auf dem Platz saßen.
Tatsache ist aber auch, dass wir, der VfB, nun quasi dazu verdammt sind, gegen Rosenberg (mit 5 Niederlagen aus 5 Spielen und 3:22 Toren) zu punkten, am besten zu gewinnen. Zum einen, um den Anschluss nach oben zu halten und zum anderen, um sich ggf. ein Stück weit von den Abstiegsplätzen zu entfernen.
Und dies erst Recht gegen einen aktuellen, angeschlagenen Abstiegskandidaten.
Ich denke, da wird deinerseits viel Rede- und aber auch Motivationsbedarf notwendig sein, um die Spieler zum einen mental, ob der vergebenen Optionen, zu lockern um dann eine vielleicht vermeintlich leichte Aufgabe auch souverän anzugehen und zu lösen, ohne irgendeine Blockade, sei sie im Kopf oder im Fuß.
Wie wirst Du deine Jungs auf das sicherlich richtungsweisende Spiel einstellen ?
Natürlich werden wir die Mannschaft wie bei jedem Spiel motivieren, aber dies sollte als Fußballer zum größten Teil aus eigenen Belangen und Verlangen kommen.
In der Trainerausbildung spricht man hier von der intrinsischen (von innen – von sich selbst) und exoterischen (von außen z.B. Trainer, Fans, …) Motivation und gerade bei Derbys sollte ein gewisses Maß an „mehr“ intrinsischer Motivation zu spüren sein.
Natürlich ist es auch für mich ein besonderes Spiel. Der TSV ist mein Heimatverein, bei dem ich meine ersten Schritte auf dem Sportplatz machte. Mit Ende 20 durfte ich in Rosenberg meine ersten Erfahrungen als Trainer sammeln. Aus dem damaligen Kader sind mit Alex (Löw), Nico (Pasour), Marius (Volk) und Daniel (Breitinger) noch vier Spieler in der Mannschaft mit denen ich eine großartige und sehr erfolgreiche Zeit hatte. Ich habe ihren weiteren Werdegang genau verfolgt und bin stolz, sie auf ihren ersten Schritten, im Herrenbereich begleitet zu haben. Zu dieser Mannschaft zählte unter anderem auch Michi (Bauer).
Auch mein Junior spielt mittlerweile seit über drei Jahren in der Jugend des TSV´s.
Marcel,
besten Dank für die, wie immer interessanten, Infos zu unserem kleinen Kabinen-TALK und selbstverständlich viel Erfolg beim Spiel gegen Rosenberg !
es grüßt euch
