Vor dem Freitagstraining gab Trainer Marcel Baumann gegenüber Sigi Karrer sein Resümee zum letzten Spieltag, bzw. Ausblick auf das kommende Spiel am Sonntag in Roigheim, gegen den Tabellendritten, dem TSV Tauberbischofsheim.
„Moin Marcel,
Glückwunsch zum Punktgewinn und Beileid zum Zweipunkteverlust.
Dass das Wetter suboptimal war, damit mussten beide Mannschaften umgehen. Kein Problem, wenn man dann auch mit einem Unentschieden in die Halbzeitpause geht.
Schließlich kurz nach dem Wiederanpfiff dann die höchst fällige und verdiente 0:1 Führung durch Jan. Man hatte das Gefühl „jetzt sollte es klappen, noch ein, zwei Tore drauf packen und mit dem Dreier heimreisen“.
Doch weit gefehlt. Es kam so, wie man es oft in schlechten Filmen schon vorahnt, dass sich dies irgendwann rächen könnte. Unzählige Chancen für Nuno, Kenneth, Steffen, Nico und auch Luca, um zumindest diesen einen weiteren Treffer zu erzielen, der dann auch sicher etwas mehr Sicherheit vermittelt hätte. Aber nein, es sollte einfach nicht sein.
Und es kam, wie so mancher ahnte. Ein Strafstoß, ob zu Recht oder Unrecht gegeben, ist immer möglich, erst recht bei dem Wetter und so war in der 83. Minute unsere Führung dahin und zwei Punkte, die uns sicherlich gutgetan hätten, auf dem Platz liegen geblieben.
Insofern, ist mein erster, o.a. Satz unfair, oder das Spielergebnis auf den Punkt gebracht?
Das Fazit trifft unser Gefühl ziemlich genau – die Analyse ist auf den Punkt. Ich habe schon oft solche Spiele erlebt: Du lieferst eine starke Leistung ab, bestimmst über weite Strecken das Geschehen – und stehst am Ende trotzdem nur mit einem Punkt da.
Wenn man ehrlich ist, würde ein 2:6 den tatsächlichen Spielverlauf besser widerspiegeln als das 1:1-Endergebnis. Eine effektive Mannschaft hätte aus unseren Chancen am Sonntag vermutlich drei Siege eingefahren – und das nicht nur knapp.
Trotzdem: Ich bin grundsätzlich ein positiv denkender Mensch und Trainer. Ich sehe lieber, was gut funktioniert hat, anstatt nur das Negative zu betonen – auch wenn wir natürlich die Dinge, die uns Punkte kosten, offen ansprechen müssen.
Insgesamt bin ich mit der gezeigten Leistung sehr zufrieden. Abgesehen von der Chancenverwertung haben wir aus einer stabilen, taktisch disziplinierten Grundordnung herausgespielt, dem Gegner kaum Möglichkeiten aus dem Spiel heraus gestattet und uns im eigenen Ballbesitz durch gutes Kombinationsspiel im Mittelfeld mehrere hochkarätige Chancen erarbeitet.
Das ist der Weg, auf dem wir weitergehen müssen: konzentriert, mutig und mit der nötigen Überzeugung vor dem Tor. Wenn wir die Effizienz noch mit dazunehmen, werden wir uns für solche Leistungen auch mit Siegen belohnen.
Natürlich möchte ich nichts schlechtreden. Man muss auch zur Kenntnis nehmen, dass der Keeper von Oberwittstadt, Fabian Kunz, einen extrem guten Tag hatte, als er sicher geglaubte Chancen von Vintonjak oder Gehse ein ums andere Mal vereitelte.
Insofern hatte man am Sonntag mal eben nicht das letzte Quäntchen Glück, das zum Torerfolg notwendig gewesen wäre, andererseits konnte man zumindest registrieren, dass die Mannschaft den Siegtreffer wollte und immer wieder anrannte und auch zum Torabschlüssen kam.
Dass es nicht an der Motivation lag, konnte man auch an der Anzahl der Karten festmachen, die der VfB Sennfeld erhielt. Es ist zwar ein leidiges, nie enden wollendes Thema, doch die Schiris sind nun mal eben da und notwendig, insofern wird es auch die Diskussionen über deren Leistungen immer wieder geben. Und hier hatte manch einer den Eindruck, dass es hie und da etwas einseitig entschieden wurde. So wurden dem VfB bereits vier gelbe Karten, ehe Oberwittstadt die erste, eine rote Karte in der 68. Minute erhielt. Und danach erneut eine gelbe und zweifelhafte gelb-rote Karte für uns.
Gehst Du ein Stück weit mit dieser Bewertung einher, oder siehst Du dies gänzlich anders?
Ich muss sagen: Unsere Einstellung an diesem Tag war richtig stark! Wir wussten, dass Oberwittstadt körperlich spielt und wir haben dieses intensive, kampfbetonte Spiel hervorragend angenommen. Genau so muss man in so einer Partie auftreten – mit Herz, Wille und der Bereitschaft, in jedem Zweikampf präsent zu sein.
Bei den Witterungs- und Platzverhältnissen ist es völlig normal, dass man in manchen Situationen mal einen Schritt zu spät kommt. Das gehört zu so einem Spiel einfach dazu. Insgesamt war das von beiden Seiten kein überhartes Match, sondern ein faires, leidenschaftliches Derby – genauso, wie man es sich wünscht.
Zur Schiedsrichterleistung: Die war aus meiner Sicht gar nicht so schlecht, wie es von außen teilweise gesehen wurde. Die Linie hat zwar zwischendurch etwas geschwankt, und genau das hat der Partie zusätzlich Brisanz verliehen – aber unterm Strich war das alles im Rahmen.
Der Torwart hatte für seine Fähigkeiten einen normalen Tag, er gehört sicherlich zu den stärksten Keepern in unserer Klasse. Nico hat schnell in der zweiten Hälfte funktioniert und viele gute Chancen vorbereitet. Ich glaube, wenn er diese Möglichkeiten auf dem Fuß liegen hat, läuft das Spiel frühzeitig zu unseren Gunsten.
Unterm Strich können wir stolz auf unsere Leistung sein. Einstellung, Teamgeist und Mentalität haben absolut gestimmt – darauf können und werden wir aufbauen!
Am kommenden Sonntag empfangen wir in Roigheim den Tabellendritten, den TSV Tauberbischofsheim, der am letzten Wochenende gegen den TS Mosbach, auch nach 0:1 Rückstand, noch zu einem 1:1 ausgleichen konnte.
Bei unserem letztmaligen LL-Gastspiel folgte einer 0:3 Heimniederlage in der Hinrunde dann in der Rückrunde mit einem 1:4 durch ein Tor von Nuno und einem 3er Pack von Niko ein souveräner Auswärtssieg.
Der TSV steht nunmehr, mit mehr geschossenen und weniger kassierten Toren als der VfB, nicht umsonst auf Platz 3, im ständigen Kampf darum mit dem TSV Mudau. So wird der TSV mit Sicherheit versuchen, bei uns den einen, oder gar drei Punkte zu entführen. Das ist natürlich Ziel eines jeden Spiels, aber aufgrund der Tabellensituation, kann man dies schon so formulieren, wie auch, dass sie als der Favorit gelten. Mit Ausnahme des gelb-rot gesperrten Jan-Heinrich Matter kannst Du erfreulicherweise auf den kompletten Kader zurückgreifen.
Wie sehen Deine Planungen für die bevorstehende Begegnung gegen den TSV Tauberbischofsheim aus?
Tauber hat sich in den letzten Jahren eine starke Mannschaft zusammengestellt. Vor zwei Jahren waren sie für mich schon eine der spielstärksten Teams in der Liga. Mittlerweile ist die Mannschaft weiter gereift und hat sich punktuell gut verstärkt.
Mit Phillipp (Hörner) haben sie einen Torwart, der auf dem Feld der Oberliga gespielt hat und definitiv spielen kann. Wir hatten in Hollenbach vier großartige gemeinsame Jahre. Auch Kevin (Kozielski) war in Osterburken ein Spieler von mir. Hier hatte er als A-Jungendspieler bereits viele Einsatzzeiten in der 1. Mannschaft. Er hat einen unglaublichen Willen und eine super Einstellung zu unserem Sport. Er wird weiter seinen Weg gehen und ist eine absolute Bereicherung für den TSV Tauberbischofsheim.
Personell sieht es zumindest in der Breite nicht so gut aus wie erhofft. Neben Jan (Sperre), wird Christoph aufgrund seiner Oberschenkelverletzung definitiv nicht spielen können. Zudem sind Nils L. und Klaus krank und werden sehr wahrscheinlich nicht fit werden.
Auch ich habe meine Verbindungen und Vergangenheit zum TSV. Meine letzten beiden Jugendjahre und mein erstes Herrenjahr durfte ich bei Tauber spielen. In der Saison 2002/03 spielten wir sogar in der Relegation um den Aufstieg in die Verbandsliga, scheiterten aber im Finale gegen Seckenheim deutlich mit 1:6. Diese doch recht erfolgreichen und prägenden Zeiten möchte ich persönlich nicht missen, mich für die großartige Zeit bedanken und wünsche dem Verein viel Erfolg für die Zukunft.
Umso mehr freue ich mich jetzt auf das Wiedersehen – mit Respekt, aber auch mit voller, sportlicher Motivation. Wir wollen mutig auftreten, unser Spiel durchbringen und mit der richtigen Einstellung alles dafür tun, um die Punkte 19, 20 und 21 zu holen.
Vielen Dank für Deine Antworten und wie immer, wünsche ich euch viel Erfolg beim Spiel gegen Bischemme!
Es grüßt Euch
