Festrede beim Festakt

Ehrenmitglied Thea Chybiak hielt die Festrede anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des VfB

“Liebe Mitglieder des VfB Sennfeld, liebe Gäste,

heute ist ein Tag voller Freude, Dankbarkeit und Stolz. Wir feiern das 100-jährige Jubiläum unseres Vereins, ein Meilenstein, der uns allen Grund gibt, auf die Vergangenheit zurückzublicken, uns auf die Gegenwart zu freuen und uns auf eine erfolgreiche Zukunft vorzubereiten.

Seit nunmehr einem Jahrhundert spielt der VfB Sennfeld eine bedeutende Rolle im Ort, er bietet eine Plattform für die Entfaltung von Talenten an und setzt sich für den Breitensport ein. Im Laufe der Jahre hat sich der Verein verändert und stetig weiterentwickelt, aber sein Engagement für den Sport, seine Leidenschaft für den Wettkampf und seine Hingabe an die Gemeinschaft sind unverändert geblieben.

100 Jahre VfB, eine lange Zeit. 70 Jahre davon durfte ich bereits miterleben, für einen sehr langen Zeitraum mittendrin, statt nur dabei. So wie mir geht es vielen hier im Saal, jahrzehntelange Begleiter des Vereins sind heute mit uns hier in der Festhalle und können berichten, was den Verein ausmacht und bis heute prägt. Mit Stolz blicken wir alle auf 100 Vereinsjahre zurück.

Wie kam es zur Gründung des „Vereins für Bewegungsspiele Sennfeld“?

Alles begann am 7. April 1923, als sich eine Handvoll Menschen im Gasthaus “grüner Baum” traf. Um die Schrecken des 1. Weltkrieges hinter sich zu lassen  und die Gemeinschaft zu stärken, gründete man in diesen unsteten Zeiten den ersten Fußballverein in Sennfeld.

Viele Einwohner waren mit Feuereifer bei der Sache, als es hieß einen Platz zum Fußballspielen zu bauen. Mit Hacken und Schaufeln ausgerüstet zog man auf die Anhöhe des Ortes und schuf ein erstes Spielfeld. Bald darauf bekam der Verein Platz in den Burgstallwiesen und baute am Ufer der Seckach den ersten richtigen Sportplatz.  Die Freude war groß als dieser 1925 in Betrieb genommen werden konnte.

Die Mitgliederzahl des VfB wuchs ständig an und man fand immer wieder motivierte Spieler. Die Vereinsleitung steckte noch in den Kinderschuhen, als Hermann Hirsch, mein Opa, 1926 das Steuer des Vereins in die Hand nahm. Es gab bereits 130 Mitglieder und mit ihm entstanden geordnete Verhältnisse nach turbulenten Anfangsjahren.

Ein gutes Vierteljahrhundert führte er die Vereinsgeschicke und schuf die Grundlagen für den Vereinserfolg. Er scharte junge Menschen um sich, warb stetig für den Fußballsport und konnte Menschen begeistern. Auch seiner Tochter Hannelore, meiner Mutter, vermittelte er die Liebe zum Sport und ermöglichte das Spielen von Rasenhandball auf den Sportplatz. Sportlich wurde die Fußballmannschaft des VfB in dieser Zeit zu einem geschätzten Mitstreiter um Punkte und Pokale in der Region zwischen Jagst und Seckach. 

Nach dem 2. Weltkrieg setzte er sich für die rasche Wiedergründung ein und sorgte dann dafür, dass ab 1953 seiner Enkeltochter Thea die Begeisterung und die Liebe zum Fußball und Verein in die Wiege gelegt wurde. Und so blieb mir quasi nichts anderes übrig als im VfB eine sportliche Heimat zu finden und nun schon seit 70 Jahren mit dem Verein verbunden zu sein.

Auf Hermann Hirsch folgten in der Vorstandschaft Karl Weichert, Heinrich Keller und Benno Kraus. Ab 1962 engagierte sich dann mit Otto Lademann, ein weiteres Mitglied meiner Familie im Verein. In seiner Amtszeit wurde unser Sportheim sowie die Flutlichtanlage errichtet, sehr selten in der damaligen Zeit und nur durch das Engagement vieler machbar.

Es führt zu weit alle sportlichen Erfolge des VfB in dieser Zeit aufzuführen. Es war ein stetes Auf und Ab, das seinen Höhepunkt im Aufstieg in die 2. Amateurliga, die gleichbedeutend mit der heutigen Landesliga ist, fand. Als kleiner Dorfverein mischte der VfB in der höchsten Spielklasse der Region sehr gut mit und vertrat das Ort einige Jahre hervorragend.

Über die Region hinaus wurde der VfB Sennfeld zum Begriff als 1968 eine Damenfußballmannschaft gegründet wurde: Angeführt und trainiert vom unermüdlichen Otto Schäfer waren die Frauen und Mädchen begeistert bei der Sache. Es war etwas Neues, dass das weibliche Geschlecht den Fußball treten konnte. Ich, als damals 15-jährige und geprägt von sportlichen Eltern und Großeltern, wollte da natürlich auch dabei sein und doch stieß ich erst einmal auf taube Ohren. Einen ganz Tag Tränen später durfte ich allerdings zum Training und die ersten Erfolge stellten sich rasch ein. Wir gewannen die erstmals 1972 ausgespielte Punktrunde und somit die Meisterschaft im Sportkreis Buchen. Es folgte die Einladung zum 1. offiziellen Damenturnier Deutschlands nach Bad Neuenahr, und wir erreichten dort sensationell das Endspiel. Ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten, das viel Begeisterung im Verein und im Ort auslöste und den Grundstock für einige erfolgreiche Fußballkarrieren bei den Damen legte. 

Jäh wurde der Verein aus seinem Rhythmus gerissen als Otto Lademann beim Aufbau des Festzeltes anlässlich des Sportfestes 1974 plötzlich an Herzversagen verstarb und man ad hoc einen Nachfolger brauchte. Für 2 Jahre wurde Wilhelm Altrieth gewählt, danach entschloss man sich mit Dreiergremien die Vereinsgeschicke zu leiten. Die Herren Seitz – Walter – Busch machten den Anfang und wurden von Baumann – Schönsiegel – Bischof abgelöst.

1979 begann die Vorstandszeit des VfB Urgesteins Hans Walter, der bis 1985 das höchste Vereinsamt inne hatte und noch heute tief mit dem Verein verbunden ist.

1986-2001 folgte ihm Alfred Bischoff nach und er prägte die jüngere Geschichte des VfB, bevor ab 2001 Jürgen Walter und Burkhard Balles übernahmen. Nach einem Umbruch stellten Peter Eppler & Rico Steiner, später dann Peter Eppler und Uwe Seyboth ab 2007 die Vorstandschaft. Wolfgang Bielesch und Jens Bönisch kamen nach einigen Jahren dazu und übernahmen Aufgabenfelder in der Vereinsleitung.

Ein stetiger Wechsel, aber trotz allem gab es immer den Anspruch sportlich Großes zu leisten, Kindern und Jugendlichen die Freude am Sport zu vermitteln und neben „König Fußball“ weitere Sportarten zu fördern. Seit 1983 gibt es die Tischtennisabteilung unter der Leitung von Eberhard Friedrich und auch die Badminton Freizeitgruppe, geleitet von Mario Felke, bereicherte viele Jahre das Vereinsleben.

Heute sind mit Jürgen Walter, André Schönsiegel und Tobias Balles drei Vorsitzende aus drei verschiedenen Altersgruppen im Amt. Ihre Arbeit ist unglaublich vielfältig und anspruchsvoll und ich habe großen Respekt vor ihrem Engagement. Die zu bewältigenden Aufgaben sind groß, im sportlichen, in der Verwaltung und in unserer Gesellschaft und der Vorstand ist immer wieder gefordert.

“Es geht nicht darum, wie gut man spielt, sondern darum, wie gut man das Spiel spielt.” Dieser Satz trifft genau das Herz dessen, was den VfB Sennfeld ausmacht: Unser Engagement für den Sport, die Leidenschaft für den Wettkampf und unsere Hingabe an die Gemeinschaft im Team und auch im gesamten Verein – das macht uns aus.

Sport ist für viele Menschen unverzichtbar. Er sollte für alle fester Bestandteil ihres Lebens sein. Der Sport hilft uns, körperlich und geistig fit zu bleiben, er verbindet uns mit anderen Menschen und er gibt uns die Möglichkeit, uns selbst zu verbessern. Dies gilt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Lassen Sie uns einen Moment innehalten und darüber nachdenken, welche Bedeutung der Sport in unserem Leben hat:

Sport bringt uns zusammen, egal welche Hintergründe wir haben. Sport ermöglicht uns, uns selbst zu verbessern, uns mental und körperlich zu stärken und uns Herausforderungen zu stellen. Der Sport hat uns gelehrt, dass das Leben nicht immer einfach ist, aber dass es uns stärkt, wenn wir uns darauf einlassen und uns darauf vorbereiten.

Doch ohne eine gewisse Organisation funktioniert Sport meist nicht. Alleine wäre die die Vereinsleitung nichts, Leben im Verein gibt es nur durch die aktiven Sportlerinnen und Sportler und die Engagierten, die in ihrer Freizeit das Training planen, das Sportheim in Schuss halten, Trikots waschen, Veranstaltungen durchführen und den Rasen pflegen. Ohne sie und ihr Engagement wäre unser Verein nichts.

Es ist das ehrenamtliche Engagement, das den Puls des Vereins schlagen lässt und uns ermöglicht, unsere Ziele und Träume zu verwirklichen. Es ist das ehrenamtliche Engagement, das uns ermöglicht, junge Menschen zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Talente zu entwickeln. Es ist das ehrenamtliche Engagement, das uns ermöglicht, die Gesellschaft zu bereichern um eine positive Wirkung auf die Gemeinschaft zu haben.

Ich kann hier nicht alle Namen nennen, möchte aber sicherstellen, dass sich alle angesprochen fühlen und möchte jedem einzelnen Danke sagen. Viele der heute hier Anwesenden Festgäste üben solch ein „kleines Amt“ aus, tragen aber mit ihrem Einsatz dazu bei, dass gemeinsam etwas Großes entsteht. In den nächsten Jahren werden diese kleinen Ämter immer wichtiger, werden. Denn nur, wenn die Last auf vielen Schultern verteilt wird, kann ein Verein erfolgreich bestehen und vielen Menschen eine sportliche Heimat bieten. Wir sollten deshalb stets als Mannschaft denken!

Ganz wichtig für den VfB und seine Zukunftsfähigkeit ist daher die Jugendarbeit. Nur mit Kontinuität bei den jüngsten Mitgliedern gelingt Beständigkeit im sportlichen Erfolg. Immer wieder gelingt es Ehrenamtliche zu gewinnen, die den Jugendlichen den Spaß am Fußball vermitteln. Jungen und Mädchen gleichermaßen sollen Erfahrungen mit dem Ballsport sammeln und Freude an der Bewegung auf dem Rasen und an der Tischtennisplatte finden. Ich sehe darin unsere größte Aufgabe für die nächsten 100 Jahre. Gemeinsam für die Jugend, gemeinsam im Verein. Vielfältig Projekte angehen und den Spielbetrieb in allen Altersklassen mit Leben füllen und Begeisterung wecken.

Toll ist auch, dass der VfB nicht alleine in der Vereinslandschaft steht, sondern immer wieder Kooperationen im Fußballbereich eingeht. Gemeinsam mit dem SV Leibenstadt, dem SV Roigheim und dem SV Adelsheim findet man Lösungen für den Fortbestand des Spielbetriebs bei den aktiven Senioren und im Jugendbereich. Diese Zusammenarbeit ist nicht immer einfach und erfordert oft hohe Kompromissbereitschaft, aber nur durch Zusammenarbeit können wir etwas bewegen und gemeinsam unsere Vereine stärken.

“Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Angesicht der Erde verändern”, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Wir beim VfB sind “viele kleine Leute” und von einigen wenigen wird schon sehr viel getan. Es wäre schön, sehr schön, wenn sich noch mehr „kleine Leute“ finden, um den Weg des VfB mitzugehen und das Vereinsleben zu gestalten.

„Wenn ein Team gut funktioniert, ist es wie eine glückliche Familie.” sagte bereits Pelé. Lassen Sie uns deshalb alle gemeinsam dafür sorgen, dass der VfB Sennfeld weiterhin eine glückliche Familie bleibt und dass wir gemeinsam in eine gute Zukunft blicken.

Ich wünsche uns allen eine wunderbare Feier und weitere
100 SENNFELDER JAHRE – TRADITION IN BEWEGUNG

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