„Moin Marcel,
um es meinerseits kurz zu machen. Eine sehr ansprechende Leistung gegen einen anfangs aggressiv aufspielenden Gast. Unser Keeper hatte den ein oder anderen Patzer, verhinderte aber andererseits auch den ein oder anderen, weiteren Gegentreffer. Gut kann man sagen, dafür ist ein Torwart da. Wäre kurz vor Ende des Spiels der Lattentreffer reingegangen, dann wäre es bestimmt nochmals brenzlig geworden. Dem war erfreulicherweise nicht so, wir zeigten über das ganze Spiel eine erfreulich gute Gesamtleistung. Natürlich ist das geniale Tor von Lukas Rein hervorzuheben, wie auch die beiden Treffer von Luca Hofmann und auch der Treffer von Steffen Schmitt nach dem Anschlusstreffer für die Gäste, war ebenso wichtig. Um das Spiel mit Schulnoten zu bewerten, würde ich eine 2- oder 2-3 geben.
Marcel, wie fällt deine Spielanalyse aus ?
Schon in den ersten Minuten war zu erkennen, mit welcher Entschlossenheit Rosenberg in die Partie ging und welchen Stellenwert das Spiel für sie hatte. Die Qualität und Intensität, mit der sie agierten, war direkt spürbar. Unsere Jungs waren zwar gut vorbereitet und mit den nötigen Infos über den TSV ausgestattet – aber Theorie und Praxis sind im Fußball eben zwei Paar Schuhe.
Nach etwa zehn Minuten fanden wir dann richtig ins Spiel. Wir erkannten die Schwächen des Gegners und begannen, sie gezielt zu bespielen. Besonders stark: Unsere Balance zwischen Kombinationsspiel und tiefen Läufen hinter die Kette. Auch das Spiel gegen den Ball war ein deutliches Upgrade im Vergleich zur Partie gegen Billigheim.
Luca glänzte bei beiden Treffern mit überragender Handlungsschnelligkeit und starkem Gespür für den Raum – absolute Top-Leistung!
Lukas spielt bisher eine herausragende Saison: Defensiv nahezu fehlerfrei, offensiv mit wachsendem Einfluss – und das Beeindruckende: Er setzt Inhalte aus dem Training in kürzester Zeit um.
Für Steffen freut es mich besonders, dass er mit dem 3:1 seinen Moment hatte. Auch wenn er aktuell noch unter dem spielt, was er leisten kann – mit ein, zwei genialen Szenen kann er ein Spiel jederzeit für uns entscheiden.
Andi spürt verständlicherweise noch die Nachwirkungen aus dem Billigheim-Spiel. Er muss das jetzt schnellstmöglich abschütteln. Aus dem Spiel heraus lassen wir nur wenige klare Torchancen zu – was uns aktuell noch Punkte kostet, sind Standards. Als Keeper musst du da in Sekundenbruchteilen klare Entscheidungen treffen – und sie dann konsequent durchziehen.
Ich habe auch auf Landesliga-Niveau einen hohen Anspruch an unsere Torhüter – nicht nur in puncto Torwartspiel, sondern auch beim Spielaufbau und in der Kommunikation. Deshalb sind unsere Keeper auch zu rund 80 % ins Feldspielertraining integriert – zusätzlich zum Training mit Robert.
Unterm Strich: Wir müssen aus unseren vielen Chancen einfach mehr machen. Gerade in den letzten 15 Minuten jeder Halbzeit müssen wir noch hungriger auf Tore sein – da geht noch mehr!
Die Auswechslung von Timo, aufgrund seiner Krämpfe bedingten Beschwerden kurz gegen Mitte der 2. Halbzeit, war sicherlich dessen unermüdlichem und kämpferischen Einsatz geschuldet. Nicht immer ist sein Einsatz von Erfolg gekrönt, aber durch seine Größe und vehementes, aggressives Pressing beeindruckt er die Gegner ganz gewiss, verschafft uns dadurch etwas Luft nach hinten und wenn es gut läuft, hat er selbst eine Torchance, oder kann einem Mitspieler dafür auflegen.
Um keine Spieler explizit hervorzuheben, seien hier natürlich auch vor allen Kapitän Tom Schönleber mit seinem allwöchentlich, konstant überdurchschnittlichem Einsatz, aber auch Max Heizmann und Luca Hofmann, oder wie zuletzt Lukas Rein zu erwähnen.
Im Prinzip muss einem bei diesem Kader nicht bange werden. Schließlich hofft man, dass die Verletzten alsbald wieder eingesetzt werden können und vor allem keine weiteren Sperren durch “rote“ Karten bedingt, hinzukommen. Gerade da hatte man am zurückliegenden Sonntag, Dank des sich einsichtig zeigenden Schiris Glück, dass man verschont wurde.
Teilst Du in etwa meine Ansicht, bzw. wo siehst Du noch konkreten Handlungsbedarf in unserer Mannschaft ?
Der Kader hat ganz klar Landesliga-Niveau – zu 100 Prozent! Nach rund drei intensiven Monaten mit dem Team kann ich das mit voller Überzeugung sagen. Auch wenn uns urlaubs- und berufsbedingte Ausfälle, sowie einzelne Sperren bislang daran gehindert haben, regelmäßig aus dem Vollen zu schöpfen, steckt in dieser Mannschaft enormes Potenzial.
Natürlich wirkt sich das hier und da auf den Konkurrenzkampf um die Startplätze aus – aber genau darin liegt auch eine Chance: Jeder brennt darauf, sich zu zeigen, jeder pusht den anderen.
Dass ein Spieler wie Nikola nicht 1:1 zu ersetzen ist, war uns allen klar. Aber genau hier zeigt sich die Stärke dieses Teams: Der Verlust wird über den Teamgeist und die mannschaftliche Geschlossenheit hervorragend kompensiert.
Unsere Offensivpower verteilt sich auf viele Schultern – und das macht uns schwer berechenbar und für jeden Gegner gefährlich.
Jedes Wochenende hat so ein bis zwei überraschende Ergebnisse. So war dies für mich zum einen das Remis des FV Mosbach in Lauda, aber vor allem der Auswärtssieg von Neunkirchen beim TS Mosbach, nach zuletzt drei Niederlagen in Folge. Wenn man den kommenden Spieltag betrachtet, dann sollten wir zumindest punkten, um den 10. Tabellenplatz möglicherweise halten zu können. Dabei kann man spekulieren, dass Königshofen gegen Nassig eventuell Punkte liegen lässt, Tauberhöhe aber wohl weniger bei den angeschlagenen Widschdern.
Doch wie Du sicherlich dagegenhältst, wir müssen nicht darauf schauen, was die Gegner oder Mitkonkurrenten machen, sondern unsere Leistungen abrufen, ein gutes Spiel machen und punkten.
Wie siehst du Situation vorm Spiel in Neunkirchen, wie schätzt Du sie ein, bzw. was erwartest Du am Ende des Spiels für unsere Mannschaft ?
In dieser Liga musst du jede Woche auf alles gefasst sein. Überraschungen? Gibt’s gefühlt an jedem Spieltag – aber wenn man genau hinsieht, sind sie oft gar nicht so überraschend. Denn von Platz 1 bis 16 bringen alle Teams individuelle Qualität mit, die dir jederzeit gefährlich werden kann.
In dieser Klasse musst du deinen Jungs auch Fehler zugestehen – Fehler, die dir trotz 80 % Ballbesitz und einem Chancenverhältnis von 20:3 am Ende Punkte kosten können. Das ist Teil des Spiels auf diesem Niveau.
Neunkirchen hat sich richtig gut aufgestellt. Mit Yves (Schäufele) steht ein junger, ehrgeiziger und talentierter Coach an der Seitenlinie, der aus seiner Zeit im Jugendfußball ein starkes Netzwerk mitbringt – das sieht man auch an der Vielzahl an Neuzugängen. Mit Oliver (Mahrt) als spielendem Co-Trainer haben sie zudem einen erfahrenen Mann auf dem Platz, den ich noch gut aus zahlreichen Verbandsligaduellen mit Zuzenhausen kenne. Und mit Semijel (Talic) steht bei ihnen ein Keeper im Tor, der zu den besten im ganzen Kreis gehört – einer, der definitiv auch höher spielen könnte.
Dass ein neu formiertes Team etwas Anlaufzeit braucht, ist klar – aber das macht sie nicht weniger gefährlich, was das Ergebnis gegen TS Mosbach ganz klar zeigt.
Trotz allem: Wir fahren nach Neunkirchen, um zu gewinnen.
Alles andere interessiert uns gerade nicht – keine anderen Plätze, keine Tabelle.
Wie hat mein früherer Trainer Werner Habiger aus Hardheim immer gesagt!?
„Die Tabelle zählt erst ab dem 7. Spieltag.“ Und er hatte recht. Daran halte ich mich seit über 20 Jahren – nicht nur, weil er ein leidenschaftlicher Trainer war, sondern auch ein Mensch, an den ich mich gern zurückerinnere.
Am Sonntag schauen wir dann gemeinsam, wo wir stehen.
Aber bis dahin gilt: volle Konzentration aufs Spiel.
Wenn man die Spielberichte am Montag in der Zeitung liest, so fällt mir auf, dass zumindest bei Heimspielen in Sennfeld, aber auch bei manchem Auswärtsspiel, wo wir mit von der Partie sind, die Zuschauerzahl mit meist 200 Besuchern und mehr, stets zufriedenstellend ist.
Auch mit dem sonstigen Umfeld rund um den Sportplatz, sei es während der Spiele am Spielfeldrand, oder aber auch danach am Sportheim, kann man als Trainer, Verantwortlicher, oder aber auch Spieler m.E. zufrieden sein, ob deren Begeisterung und Unterstützung.
Kann man die VfB-Fan-Gemeinde, als unterstützendes Momentum bezeichnen, bzw., wie häufig betitelt, als den/die “12. Mann/Frau“ ?
Die Unterstützung unserer Fans ist einfach überragend – und das ist beim VfB keine Überraschung. Schon seit Jahren steht der Verein für eine leidenschaftliche Fangemeinde. Ob Familienmitglieder, Freunde oder echte Fußballbegeisterte – viele begleiten unsere Mannschaften Woche für Woche, und das gilt nicht nur für die Erste, sondern auch für unsere Zweite, deren Unterstützung ebenfalls bemerkenswert ist.
Für die Spieler ist es großartig, vor so einem Publikum aufzulaufen. Diese Atmosphäre gibt uns einen zusätzlichen Schub – sie pusht, motiviert und sorgt für den besonderen Reiz an jedem Spieltag.
Klar, aus Trainersicht gibt es manchmal Situationen, in denen die Emotionen verbal etwas über das Ziel hinausschießen – besonders gegenüber Schiedsrichtern oder gegnerischen Spielern, das sehe ich etwas kritisch.
Aber ganz ehrlich: Lieber ein wenig zu viel Leidenschaft als zu wenig. Denn genau diese Energie, dieser Rückhalt von außen, kann in engen Spielen den Unterschied machen – und dafür sind wir sehr dankbar.
Marcel, besten Dank wie immer für die Infos zu unserem kleinen Kabinen-Talk und selbstverständlich viel Erfolg beim Spiel in Neunkirchen !