SOMMER-INTERVIEW mit Michael, Michi Bauer

am Ende des Interviews eine umfängliche Fotozusammenstellung von Michi –
Fotos by sigika

Hallo Michi,

bereits Ende Februar wurde Dein Nachfolger, Marcel Baumann als der neue Trainer des VfB Sennfeld für die kommende Saison in der Presse und auf unserer Homepage vorgestellt, der nun die Geschicke übernehmen soll.

Michael, Du hast 3 ½ Jahre als verantwortlicher Trainer die sportlichen Geschicke des VfB Sennfeld sehr erfolgreich geleitet. Zunächst als Co-Trainer zusammen mit Michael Lieb 2021/22 begonnen und 2023 den Aufstieg in die Landesliga geschafft. Nach einem Jahr seid ihr leider wieder aus derselbigen abgestiegen und ab der Saison 2023/24 hast Du nun als allein verantwortlicher Cheftrainer abermals den Aufstieg in die Landesliga als Meister der Kreisliga erreicht.
Hierzu beglückwünschen ich/wir dich und zollen Dir größten Respekt und Anerkennung.

Zunächst als Co-Trainer mit Namensvetter Michi Lieb und dann als alleiniger Cheftrainer, bzw. Spielertrainer.
Was war einfacher, oder schöner/besser, bzw. wie waren deine ersten Erfahrungen mit der Trainertätigkeit?

Beides war sehr schön, aber auch sehr anstrengend. Grundsätzlich habe ich sehr gute Erfahrungen machen dürfen, wenn auch der knappe Abstieg mich sehr geärgert hat. Ich durfte schnell feststellen, dass es nicht nur auf das Training ankommt, sondern die vielen Charaktere unter einen Hut zu bekommen und als Team zu formen, auch wenn der Erfolg nicht da ist, das die größere Aufgabe war. Wir verbringen unheimlich viel Zeit miteinander und, aufgrund der vielen engen Freundschaften in der Mannschaft werden die ‘privaten‘ Probleme auch oft mit ins Training, oder zum Spiel gebracht. Das macht unsere Mannschaft aus, aber es macht es manchmal auch schwieriger als vielleicht anderswo.

Du kamst ja quasi aus der eigenen Mannschaft und hast dann auch noch für dich entschieden, selbst noch einige Spiele aktiv auf dem Platz bestreiten zu wollen, bzw. hast das dann auch getan.
Gab es da hin und wieder Reibungs- oder Streitpunkte, auch seitens der Mannschaft, wenn Du nun zu entscheiden hattest, wer steht in der Startaufstellung, wer wird wann ein- oder ausgewechselt?

Da gab es natürlich Reibungspunkte. Die gehören auch dazu. Schließlich will jeder Fußball spielen, wenn dieser Wille nicht da ist, wäre es schlechter. Trotzdem hat man einen gewissen Plan, oder manchmal auch ein Gefühl, das dann entscheidet. Manchmal, weil ein Spieler besser von der Bank kommt und das Spiel nochmal ändert. Manchmal, weil ein Spieler im Training sehr auffällig war und sich dann die Chance verdient hat. Bei mir gab es auch immer ein Grundgerüst an Spieler, die Verantwortung auf  dem Platz übernahmen. Zudem gibt es auch immer Positionen, die einfacher gewechselt werden als andere.

Da gibt es viele Gründe, die bei den Entscheidungen eine Rolle spielen, so auch, dass mir u.a. ebenfalls Fehler unterliefen. Hier war der Umgang aber immer sehr offen und ehrlich, meistens nach Abpfiff auch schnell wieder gelöst. Man kann es nicht allen Recht machen. Selbst in dieser Saison, als Meister mit einem erfolgreichem Ergebnis, gibt es immer Dinge, die andere anders machen würden, oder manchmal auch ich selbst es im Nachhinein anders gemacht hätte. Aber auch das gehört zu einer verantwortlichen Position mit dazu.

3 ½ Jahre in einer Trainerfunktion bei einem Profiverein sind ja schon eher eine relativ lange Amtszeit. Bei einem kleinen Verein wie dem unsrigen wohl eher nicht. Doch sicher hast Du in den 3 ½ Jahren gute, wie auch weniger guter Erfahrungen gemacht.
Was hat dich während deiner Trainertätigkeit am meisten erfreut und begeistert, bzw. am meisten enttäuscht?

3 ½ Jahre sind auch bei einem kleinen Verein eine lange Zeit. Wenn man sich die Vereine im Umkreis anschaut, vor allem, wenn ma unsere „Historie“ sieht, mit zwei Aufstiegen und einem Abstieg – 2x Relegation – diese Zeit war sehr intensiv. Vielleicht ist deshalb auch aktuell die Spannung raus, weil die letzten drei Jahre sehr intensiv waren und wir eigentlich kein Spiel hatten, in dem es um nichts mehr ging. Wirklich positiv fand ich, dass die meisten Spieler mit Kritik direkt zu mir gekommen sind, das natürlich ein gewisses Vertrauen erfordert. Zu dem hatte ich immer das Gefühl, wir sind für Alles als Team verantwortlich und da gehöre ich auch dazu. Es war immer – eine Mannschaft – und nicht – die Mannschaft – und der Trainer alleine. So sind auch für mich neue Freundschaften entstanden.
Von den Spielern so aufgenommen und angenommen zu werden, hat mich sehr beeindruckt. Viele haben den Spagat zwischen Freund/Kumpel und Trainer, der nicht nur für mich nicht einfach war, sondern auch für die Spieler, die sehr gut verstanden und gewusst haben, wann ein Späßchen sein darf, und wann ich Konzentration oder Disziplin einfordere.
Trotz dessen, dass manche Spieler gleich alt, oder älter waren als ich, war der Umgang immer sehr respektvoll. Nur, das Bälle sammeln klappt bis heute noch nicht wirklich gut 😊
Enttäuschungen gab es natürlich auch, wenn auch nur vereinzelt. Manche Spieler mussten auch lernen, dass der Kader breiter und besser wurde, und/aber trotzdem auch jeder spielen wollte. Zum Ende hin fand ich es etwas schade, dass die Erfolge, wie Meisterschaft als selbstverständlich angesehen wurden, von uns Spielern, aber auch mir als Trainer. Das ist aber ein Stück weit auch normal, so lange der Erfolg da ist. Dieser Erfolg war aber allerdings sehr hart erarbeitet. Das vergisst man am Ende. Zu dem kommt dabei, zu Recht, unsere Abstiegssaison etwas zu kurz – zu diesem Zeitpunkt hatten wir eigentlich unter jenen Umständen eine sehr gute Saison gespielt, wie ich finde. Ärgerlich, dass es am Ende nicht gereicht hat.  

In der Funktion eines Spielertrainers warst Du ja quasi doppelt belastet. Sicherlich kann man auch ein Spiel auf dem Spielfeld analysieren und erkennen, was läuft, bzw. was nicht. Doch hat man m.E. vom Spielfeldrand eine doch noch erhabenere und umfassendere Übersicht, da man sich nicht zeitgleich noch mit einer möglichen Ballannahme, oder einem zu schlagenden Pass befassen muss.Wie waren hier Deine Erfahrungen, bzw. hat “man(n)“ schon mal komisch geschaut, wenn Du ausgerechnet dann oder wannn dich selbst eingewechselt hast?

Hierzu muss vielleicht gesagt werden, dass der Wunsch, wann und ob ich mich einwechsle in der Regel aus der Mannschaft kam, in Absprache mit Max und meistens nicht von mir alleine. Gerade in dieser Saison war der Kader entsprechend groß und gut, dass ich aus meiner Sicht mit meiner Fitness nichts in der Startelf zu suchen hatte. Das soll sich in der nächsten Saison ändern. Ich konnte, bzw. habe oft selbst nicht richtig mittrainiert, um das Training aufmerksamer beobachten zu können und entsprechend reagieren zu können.

Insgesamt habe ich mich 8x eingewechselt, davon 6x mal in der Nachspielzeit. Ich denke nicht, dass ich hier jemanden damit etwas weggenomen habe. Von Beginn an habe ich nur gespielt, wenn wir keine andere Option hatten, oder positionsbedingt zu viele Spieler gefehlt hatten. Ich hatte immer das Gefühl, am Spielfeldrand mehr helfen zu können, als auf dem Platz, doch das ging nicht immer. Dennoch habe ich eigentlich immer zurückgesteckt und hätte oft gerne mehr gespielt.

Du bist vor nicht all zu langer Zeit stolzer Vater geworden. Sicherlich wird dieser Umstand, bzw. deine Familie allgemein, mit dazu beigetragen haben, die Trainertätigkeit zu beenden.
Gab es noch weitere Gründe für das Ende deiner Trainertätigkeit?

Natürlich ist die Familie, Zuhause der Hauptgrund dafür, dass ich die Tätigkeit erst einmal beenden möchte. Ein weiterer Grund dafür ist, dass ich, seitdem ich beim VfB bin, eine sehr intensive Zeit, sowohl sportlich als auch privat hatte. Mit Auf- und Abstieg, immer in Verantwortung, ob als Co-Trainer oder Trainer, habe ich nebenbei geheiratet, ein Haus umgebaut, und bin Vater geworden. Ich möchte einfach mal wieder nur meine Tasche packen und mich nur auf das Spiel, oder Training, konzentrieren und vorbereiten.
Dabei mit meinen Freunden auf dem Platz möglichst viele Siege einfahren, den Fußball und die Zeit wieder mehr genießen können, ohne direkt an alles denken zu müssen.
In aller Regel war ich bei jedem Training der erste, der kam, und der letzte, der ging. So verstehe ich Trainertätigkeit, aber das ist eben immens zeitintensiv. Selbst wenn die Zeit sehr schön war.

Kannst Du dir vorstellen, zu gegebener Zeit eine solche Trainertätigkeit wieder aufzunehmen, oder sonst irgendwo im sportlichen Bereich oder im Verein tätig zu sein?

Sag niemals nie. Vielleicht ergibt sich nochmals die Gelegenheit, in ein, zwei, oder drei Jahren als Trainer irgendwo, oder nochmals für den VfB tätig zu sein. Doch aktuell kommt es für die kommende Saison nicht in Frage. Vielleicht kann sich der Ehrenvorsitzende Jürgen Walter noch an den Termin erinnern. Er weiß sicher noch, dass es ganz schön Überzeugungsarbeit bedurfte, dass ich das Amt überhaupt übernahm. Es war nicht mein erster Wunsch, die Mannschaft als Chef-Trainer zu übernehmen. Es war, so ehrlich muss man auch sein, eine kleine „Notlösung“.

Dann habe ich zum VfB Sennfeld durch meine Jugendzeit und Freunde schon eine andere Verbindung als zu anderen Vereinen. Und das hat auch von Tag 1 an eine wichtige Rolle gespielt. Eine andere Tätigkeit in einem Verein zu übernehmen, kann ich mir aktuell tatsächlich nur beim VfB Sennfeld, oder dem SV Leibenstadt vorstellen, aber sicher nicht die nächste Saison – in der Zukunft eventuell.

Sowohl Leibenstadt, als auch Sennfeld sind keine großen Vereine. Zwischenzeitlich warst Du während deiner Fußballlaufbahn auch bei anderen Vereinen aktiv.
Wie fandest Du letztendlich die Voraussetzungen, bzw. Gesamtumstände für deine Trainertätigkeit beim VfB, siehst Du irgendwo Ergänzungs- oder Verbesserungsbedarf, das anzustreben wäre?

Es gibt immer Verbesserungsbedarf. Auch bei den Vereinen, in denen ich zuvor aktiv war. Zu Beginn meiner Tätigkeit war z.B. die Suche nach Trainingsmaterial in Sennfeld und in Roigheim sehr nervig und zeitaufwendig. Das haben wir gelöst bekommen, wie viele weitere kleine Dinge auch. Trotzdem ist es immer gut, Verbesserungsvorschläge mit einzubringen, um aktuell zu bleiben. Das haben wir, Trainerteam und Abteilungsleiter, auch bei jeder Besprechung gemacht. Ich habe das sehr positiv in Erinnerung. Mit vielen guten Vorschlägen und Ratschlägen, gerade mit Pascal, war der Austausch sehr regelmäßig und ehrlich. Wir waren nicht immer gleicher Meinung, ganz im Gegenteil. Doch man war immer ehrlich und offen für die jeweils andere Meinung. Das hat uns beiden, so glaube ich, sehr geholfen. Wir mussten nicht aufpassen, was wir sagen – sondern, konnten einfach frei ansprechen, was uns störte, oder was wir gerne anders hätten.

Diese Voraussetzungen fand ich persönlich gut – Oli Gramlich hat mir vor den Spielen sehr viel abgenommen. Was mich nach wie vor begeisterte, war die Anzahl an Zuschauern, die zu jedem Spiel da waren und wie viele davon mit so viel Leidenschaft und Engagement.

Ich möchte noch ein großes DANKE an alle sagen, die mich, oder den Verein in dieser Zeit begleitet und unterstützt haben. An meine Frau und Familie, die den ganzen „Spaß“ mitmachen, wie auch meine Laune zuhause ertragen musste. Und wer meinen Ehrgeiz kennt, weiß, dass meine Laune auch mal sehr beschissen sein kann.
DANKE an alle so zahlreichen Zusachauer: es macht einfach viel mehr Spaß, wenn so viele jedes Wochenende mit dabei sind.
DANKE an die Verantwortlichen des VfB, dass sie mir nach dem Abstieg weiter das Vertrauen geschenkt haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit und mit einem Abstieg meine „erste“ Trainertätigkeit zu beenden, hätte mich innerlich noch Jahre geärgert!
DANKE an meine Co-Trainer, TW-Trainer und Betreuer, die mich immer unterstützt haben, auch wenn wir mal unterschiedlicher Meinung waren.
DANKE an jene, die den Instagram-Account pflegten, die Homepage mit Bildern und Berichten füllten, die Trikotwaschfrau, die selten die Trikots rechtzeitig und ordentlich bekam, den Streudienst und die Putzfrau, an Schönnes, der mir immer mit Rat & Tat zur Seite stand und am Ende, DANKE allen Spielern, für die unfassbare, schöne und intensive Zeit. Es hat richtig Spaß gemacht.
DANKE auch an die Spieler, die mich kennen, seit ich laufen kann – sie haben mich jederzeit als Trainer angenommen.

Einfach ein DANKE an ALLE, auch die, die ich jetzt vergessen haben sollte 😉

Michi, jetzt sage ich Dir DANKE für deine umfänglichen Antworten auf meine Fragen und wünsche Dir alles Gute für die Zukunft.

Schriftführer

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